Leseprobe: Die Kur

„Na, Mäuschen, zu spät bei Frau Doktor aufgeschlagen?“ Ein jüngerer Mann in Jeans und T-Shirt und locker um die Schultern geschlungenen Pulli ist plötzlich aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht. Er grinst sie fröhlich an „das gibt aber Ärger, oh oh oh.“ und wackelt dabei streng mit dem Zeigefinger vor ihrer Nase hin und her. Kathrin bricht in Tränen aus. „Ach du meine Güte“, sagt der Mann und sein Grinsen erstirbt. „Was ist denn mit dir los?“ „Ich schlage Männer“, stammelt Kathrin verwirrt und zusammenhanglos. „Das ist doch kein Grund zum Heulen“, sagt der Mann. „Und ich ermorde Frauen“, fügt Kathrin leise hinzu.

„Das wird hier gar nicht gerne gesehen“, sagt der Mann, legt den Arm locker um ihre Schulter und schiebt sie durch den Gang zurück zur Glastür. Als sie wieder in der Empfangshalle angekommen sind, schnappt er sich ihren Schlüssel und sieht auf die Zimmernummer. „Na, bitte, vierter Stock. Schlaf dich erst einmal aus, bevor du um dich schlägst. Und das Morden läuft dir nicht weg. Morgen ist auch noch ein Tag.“ Damit bugsiert er sie in den Aufzug und drückt auf die 4. „Tschüssi, ich muss zum SS.“ „Zum was?“ „Servietten Sticken“, sagt er und winkt fröhlich, während sie nach oben entschwindet.

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